Projekt “schwere Block- Sprossenscheibe”

Nach langen Gesprächen und Disskusionen mit Freunden habe ich mich dazu entschlossen, mich an der Rekonstruktion einer spätmittelalterlichen sog. “schweren Blockscheibe” zu versuchen.

Die schwere Blockscheibe löst in der Mitte des 14. Jahrhunderts die leichte Blockscheibe ab. Sie ist die erste Version einer Drehscheibe, bei der keine Zwischenscheibe mehr benötigt wird. Mit ihr kann man  Drehgeschwindigkeiten erreichen, welche ein vollkommen freies drehen der Gefäße ermöglichen. Eine wesentliche Problemstellung ergibt sich aus der tatsache, dass die komplette Konstruktion für den Transport zu den unterschiedlichen Veranstaltungen zerlegbar bleiben soll.

Zu Anfang stand natürlich die Recherche nach möglichen archäologischen, textlichen oder zeitgenössischen Bildquellen und Befunden. Schnell stellte sich heraus, dass archäologische Befunde zwar vorhanden, jedoch nicht oder nur unzureichend publiziert sind.

Hafnerin aus dem Hofämterspiel, mit Blockscheibe, um 1450
Hafnerin aus dem Hofämterspiel, mit Blockscheibe, um 1450

Anhand einiger Bildquellen sowie der Ausführungen von Claudia Frieser in der Publikation “Zwei spätmittelalterliche Wirtshäuser in Nürnberg – Kleinfunde aus der Irrerstrasse”, haben wir uns schliesslich ein Bild machen können, wie so eine schwere Blockscheibe in etwa zu konstruieren sein dürfte.  Besonders hilfreich war hierbei vor allen Dingen die Darstellung einer Hafnerin im sog. “Hofämterspiel”, einem um 1450 entstandenem Kartenspiel.

Aus dieser Abbildung lässt sich die Konstruktionsweise der schweren Blockscheibe ableiten – die Blockscheibe wird mittig auf eine stabile Führungsstange, welche wohl im Boden oder auf einem Podest verankert ist, aufgesteckt. Die Fußantriebsscheibe wird mit entsprechenden Speichen an der Blockscheibe befestigt. Jedoch war uns bis zu diesem Zeitpunkt unklar, wie die Drehscheibe auf der Führungsstange gelagert werden soll. Eine Lagerung Holz auf Holz schlossen wir von vorneherein aus, da beim Drehen doch enorme Kräfte auftreten würden und die Abnutzung bzw. der Verschleiss der Führungsstange daher recht hoch sein würde.

Nach mehreren Gesprächen mit dem Stadtarchäologen der Stadt Nürnberg sowie anderen an diesem Projekt Interessierten, haben wir uns entschlossen, als Lager eine Buntmetallkappe am obersten Punkt der Führungsstange und als Gegenstück eine Stahlhülse in der Blockscheibe selbst anzubringen. Die Stahlhülse wird dann als Führung der Buntmetallkappe dienen. Diese Lösung stellt einen neuzeitlichen Kompromiss dar und wir werden dies für jeden Betrachter sichtbar so in die Konstruktion übernehmen.

Hier ein paar Bilder aus der Werkstatt (Versuch Nr. 1):

Das Material für die Blockscheibe, hier sind die wichtigsten Maße zum größten Teil schon angerissen
Das Material für die Blockscheibe, hier sind die wichtigsten Maße zum größten Teil schon angerissen
Eine grobe Konstruktionszeichnung
Eine grobe Konstruktionszeichnung

Den ersten Einsatz hat die Blockscheibe nun schon hinter sich:

 

schwere Blockscheibe im Einsatz in Bad Windsheim, Oktober 2009
schwere Blockscheibe im Einsatz in Bad Windsheim, Oktober 2009

Versuch Nr. 2:

Eine schwere Block- Sprossenscheibe wurde für das Labor für Experimentelle Archäologie in Mayen gebaut. Diese wurde aus Eiche und Buche gebaut. Es wurde so wenig, wie möglich Metal verwendet. An der Lagerung Oben und Unten und ein Ring an der Achse für die Sicherheit. Diese Scheibe wurde bewusst sehr schwer konzipiert. Sie läuft gut und auch lange nach. Aber mittlerweile muss ich sagen, dass dieses Gewicht nicht unbedingt notwendig ist. Die Schwungscheibe ist etwa 15cm dick. Das genaue Gewicht kann ich leider nicht genau sagen.

Kleine Bauzeichnung
Kleine Bauzeichnung
Die schwere Sprossenscheibe im Gebrauch.Im Labor für Experimentelle Archäologie
Die schwere Sprossenscheibe im Gebrauch.Im Labor für Experimentelle Archäologie

Versuch Nr. 3:

Dazu gab es eine schöne Gelegenheit in der Keramikschule Höhr-Grenzhausen. Im Rahmen eines Projekts haben Schüllerinen mit meiner Zusammenarbeit eine Sprossen- Blockscheibe gebaut. Diese haben wir im Gewicht deutlich verkleinert. So, dass eine einzelne Person sie gut anheben kann. Es lag die gleiche Bauzeichnung zugrunde. Nur haben wir etwa 10cm für das Schwungrad verwendet. Es hat sich rausgestellt, dass das verkleinerte Gewicht und die gleiche Lagerug im Verhältniss nahezu perfekt sind. Die Scheibe läuft leicht und auch lange nach.

Es bleibt zu sagen, dass diese Versuche sicher nicht der Weißheit lezter Schluß sind. Es sind Annäherungen an ein Thema, dass von jedem Töpfer auf seine eigene Art gelösst werden wird und kann.